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Basaltkreuz aus dem Jahr 1713, eingemauert in eine Hauswand an der Ecke Oberdorfstraße/Espelsweg. Die Anlage ist dreigegliedert: Oben das Kreuz mit Jesusmonogramm und das Herz mit den drei Kreuz-Nägeln, in der Mitte der Schaft mit einer Inschrift, und im unteren Teil eine große Konsole.
Steinkreuze mit Konsolen verweisen nach Müller-Veltin auf die „Weiterentwicklung des Steinkreuzes im sakramentalen Gebrauch“. Nach Vorbildern im Kirchenraum sei dabei „das barocke Prozessionskreuz“ entstanden. Müller-Veltin sieht darin „späteste Formen einer Beziehung von Wegmal und Sanktissimum“ (1980, S.69).
Die Jahresangabe 1713 weist dabei auf die spätbarocke Phase hin. Deren Einfluss hielt im ländlichen Bereich länger an als in den Städten und so dauerte „in ländlichen Gebieten (…) die Ära bis ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts“ (Wikipedia).
Die Inschrift auf dem Schaft benennt neben dem Jahr der Errichtung auch die Stifter: Peter Rohrig und seine Hausfrau (SH) Elisabeth aus Niederzissen. Auffällig ist, dass der Name des Mannes in den Sockel des Kreuzes eingeschrieben ist, und dass das Kreuz offenbar nicht aus einem Stück gearbeitet ist. Schaft und Fuß bilden eine eigene Einheit. Der Name der Hausfrau befindet sich anschließend auf dem Schaft. Ob das Kreuz ursprünglich alleine stand und erst später auf den Schaft aufgesetzt wurde ist unbekannt.
Das eigentliche Kreuz weist einige Besonderheiten auf. Es enthält neben dem krönenden Titulus INRI das Jesusmonogramm IHS, das hier in umgekehrter Reihenfolge eingemeißelt ist, sowie ein Herz, in das drei Nägel eingeschlagen sind.
In das Monogramm ist ein schlichtes Kreuz integriert. Laut Müller-Veltin stammt das älteste bekannte Jesusmonogramm IHS auf einem Steinkreuz von 1554 *. „(Z)usätzlich zum Verständnis als Andachtszeichen“ wurde es auch „schon seit ältester Zeit als Schutzzeichen“ verwendet (S.81). Und an anderer Stelle spricht Müller-Veltin davon, dass ihm „unübertreffliche Schutzkraft zugeschrieben“ wurde (S.181).
Die abgebildeten Nägel im Herz gehören ikonographisch zu den „arma Christi“, den „Leidenswerkzeugen“: „Im Bild der „Arma Christi“ (…) vereinigen sich die Symbolzeichen und Gegenstände der gesamten Passion“ (Müller-Veltin, S.180). Es sind drei Nägel dargestellt, weil für die Kreuzigung mindestens drei Nägel benötigt wurden (Wikipedia/IHS).
Die „arma“ lassen sich mehrdeutig übersetzen. Im vorliegenden Fall bezeichnen sie sowohl die Werkzeuge, die Christi Passion tatsächlich werden ließen, als auch die Waffen gegen unheilbringende Geister. Müller-Veltin spricht von „der volkstümlichen Vorstellung, daß sich mit ihr die Kraft verstärkt, und auch die Bezeichnung „Waffen“ – ursprünglich „Wappen“, und man denkt an „gewappnet“ – weist auf die Schutzbedeutung dieser Zeichen“ hin (S.180).
* Die Anfänge finden sich allgemein hundert Jahre früher: „Seit Bernhardin von Siena (1380-1444) ist auch das Monogramm „IHS“ üblich, ursprünglich I (Iota), H (Eta) und S (für Sigma), die ersten drei griechischen Buchstaben des Namens Jesus, lat. interpretiert als „Iesus hominum salvator“ (Jesus, Erlöser der Menschen). Eine volksnahe Auslegung für „IHS“ war im Mittelalter „Jesus, Heiland, Seligmacher“. Im 17.Jh. tritt das IHS-Christusmonogramm vor allem in der Kunst der Jesuiten in Erscheinung und wurde mit der Auflösung „Jesus habemus socium“ (wir haben Jesus als Gefährten) auch das Siegel des Ordens. [Dinkler, E. – Signum Crucis, Tübingen 1967].“
Quellen:
Bürger, Udo (1992/ 2. überarb. und erg. Aufl. 2020) Chronik Niederzissen. Geschichtliches der Brohltal-Gemeinde in Wort und Bild. Niederzissen: Gemeinde Niederzissen (Herausgeberin); S.452
Müller-Veltin, Kurt (1980) Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava. (= Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Jahrbuch 1976/77). Neuss: Verlag Gesellschaft für Buchdruckerei
https://de.wikipedia.org/wiki/Barock
https://de.wikipedia.org/wiki/IHS
suehnekreuz.de: Das Christus-Monogramm IHS und / oder das Herz mit den Kreuz-Nägeln. Internet: http://www.suehnekreuz.de/ikono/krel09.html