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Dieser Nischenstock mit Kreuzbekrönung* aus dem Jahr 1619 steht im Vorgarten von Haus Nr.30 in der Horststraße. Im Zentrum eine breite spitzgiebelige Nische. Es gilt als eines der ältesten Wegekreuze in Niederzissen und gehört zu den sogenannten Segensteinen. Segensteine waren feste Anlaufpunkte bei den sogenannten „Prozessionsgängen“. In der Kirchenchronik des Pfarrers Volk (1921) heißt es dazu: „Wie die Weistümer, die jährlich am Gerichtstage von den Schöffen bezeugt wurden, die Rechte des Landes- oder Hofsherrn und die Pflichten der Untertanen laut und feierlich bekundeten, so wurden in den Pfarreien Umgänge, vielfach mit dem Allerheiligsten veranstaltet, an denen unter Strafe aus jeder Familie eine oder zwei Personen teilnehmen mussten, um so vom ganzen Volke bezeugen zu können, welche Ortschaften der Pfarrei bisher angehört hätten. Der Prozessionsgang nahm in grossen Pfarreien fast einen Tag in Anspruch. Deshalb wurde von Zeit zu Zeit geruht und sich erfrischt, während dem die Monstranz auf einem großen Basaltstein in Mühlsteinform gestellt wurde, nachdem an der Stelle der Segen gegeben war“ (S.117). Insgesamt sind im Bereich Niederzissen noch vier Segensteine vorhanden, einer davon innerhalb der Ortslage Niederzissen in der Horststraße. Es scheint jedoch im Laufe der Zeit einen Wechsel gegeben zu haben. Das hier vorgestellte K13 von 1619 scheint das ältere der beiden zu sein. Hier fehlt der Mühlsteinsockel. Müller-Veltin (1980) vermutet, dass hier die Prozession hielt, solange die geweihte Hostie „noch nicht in der Monstranz umgetragen wurde“ (S.71), sondern in der Nische aufbewahrt. Später, als die Prozessionen mit Monstranz stattfanden, wurde vermutlich das Steinkreuz K17 in der Nähe gegenüber (Klosterstraße 20, Vorgarten) verwendet (siehe dort).
Zur Kreuzform oberhalb der Nische vermerkt Müller-Veltin, dass „(a)ngesichts der im Volksglauben so geläufigen Schutzfunktion des Kreuzes (…) folgerichtig auch das bekrönende Kreuz des Nischenmals in diesem Sinne verstanden werden“ müsse (S.79).
* Zu Typologie und Entwicklung von Nischenstöcken mit Kreuzbekrönung siehe Müller-Veltin, S.11f.
Quellen:
Bürger, Udo (1992/ 2. überarb. und erg. Aufl. 2020) Chronik Niederzissen. Geschichtliches der Brohltal-Gemeinde in Wort und Bild. Niederzissen: Gemeinde Niederzissen (Herausgeberin); S.450
Mehlhop, Manfred (1993) Alte Steinkreuze im Gebiet der Verbandsgemeinde Brohltal. VG Brohltal (Herausgeberin), S.34
Müller-Veltin, Kurt (1980) Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava. (= Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Jahrbuch 1976/77). Neuss: Verlag Gesellschaft für Buchdruckerei, Abb.49
Volk, H. (1921) Chronik der Pfarrei Niederzissen, Hektographie