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Der Segenstein K08 ist gegenüber Haus Nr.133 in der Brohltalstraße in eine Bruchsteinmauer eingefügt worden. Laut Mehlhop (1993) ist dies der älteste Schöpflöffel in Niederzissen. Was das genau bedeutet, lässt sich aus einer Wikipedia-Information ableiten: „Wegmale, die wegen ihrer Form auch als Schöpflöffel bezeichnet werden, sind bis zum 16., vereinzelt noch im 17. Jahrhundert entstanden. Es handelt sich dabei um einen mehr oder weniger hohen Schaft, auf dem ein Nischengehäuse sitzt (…). Die Nische des Schöpflöffels diente ursprünglich als Expositionsnische zum Abstellen der Pyxis, eines Behälters mit einer konsekrierten Hostie bei eucharistischen Prozessionen, oder der Monstranz“ (Wikipedia).
Müller-Veltin (1980) führt Schöpflöffel wegen ihrer Funktion im Rahmen sakramentaler Prozessionen als Segenstein, bzw. als Sakramentsmal. Zur Entstehungszeit der Schöpflöffel waren sakramentale Prozessionen sehr häufig. Im Rahmen dieser Prozessionen wurde an Mälern wie diesem Segenstein in der Nische „das Sanktissimum abgestellt“ und die sakramentale Segnung durchgeführt.
Nach Müller-Veltin war er ursprünglich wie jetzt wieder mit einem Gitter versehen gewesen (S.71). Zwischenzeitlich war das Gitter abmontiert, wie die Abbildungen in Müller-Veltin (Abb.36), Mehlhop (S.35) und Bürger (S.456) beweisen. Müller-Veltin geht davon aus, dass das Gitter vor den Nischen auf das „Vorbild des spätmittelalterlichen Sakramentshäuschens in der Kirche“ verweist (S.68).
Es befindet sich keine Inschrift auf dem Stein, jedoch unter der Spitznische eine Kartusche, die eine „Hausmarke“ enthält: „Hausmarken sind Kenn- und Eigentumszeichen der Sippen oder der Hofzugehörigkeit. Durch diese Darstellung ist es möglich, die Male dem Verstorbenen oder Stiftern zuzuordnen. Meist sind es abstrakte, aus einfachen Linien gebildete Zeichen, manchmal aber auch Darstellungen von Werkzeugen oder berufstypischen Objekten (z. B. ein Brot für einen Bäcker, eine Schere für einen Schneider usw.). Hier ist die Grenze zum Wappen fließend“ (Wikipedia). Nimmt man die entsprechenden Deutungen von Müller-Veltin (1980, S.172), entspricht das Zeichen in der Kartusche von K08 einem Ruder, würde daher auf einen Schiffer verweisen, oder jemanden, der ein Boot hatte. Da der Schiffer-Beruf in Niederzissen jedoch unwahrscheinlich ist, könnte die Ikonographie bei suehnekreuz.de eher weiterführen. Danach könnte das Symbol auf dieser Kartusche eher auf einen Backschießer* hinweisen, das Handwerkszeug eines Bäckers also. Müller-Veltin relativiert jedoch selbst und geht davon aus, dass eine Übereinstimmung zwischen Zeichen und Beruf vielleicht „nicht einmal die Regel“ gewesen sei (S.168).
* Das Gerät, womit der geformte Teig in den Backofen geschoben wird. “Der Begriff „schieben“ heißt bei den Bäckern „schießen“ oder „einschießen“. Das geschieht mit dem Backschießer“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Backofen ).
Quellen:
Bürger, Udo (1992/ 2. überarb. und erg. Aufl. 2020) Chronik Niederzissen. Geschichtliches der Brohltal-Gemeinde in Wort und Bild. Niederzissen: Gemeinde Niederzissen (Herausgeberin); S.456
Mehlhop, Manfred (1993) Alte Steinkreuze im Gebiet der Verbandsgemeinde Brohltal. VG Brohltal (Herausgeberin), S.35
Müller-Veltin, Kurt (1980) Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava. (= Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Jahrbuch 1976/77). Neuss: Verlag Gesellschaft für Buchdruckerei, S.70-71
https://de.wikipedia.org/wiki/Basaltkreuz
http://www.suehnekreuz.de/ikono/geraete.html