Jüd. Friedhof

  • „Seit undenklichen Zeiten ...“

    so 1820 der Vorsteher der jüdischen Gemeinde, ist hier der Begräbnisplatz der Juden aus den zu der Synagogengemeinde gehörenden Orten.

  • Bereits 1763

    wird in einer Urkunde erwähnt, dass auf diesem Gelände die Toten jüdischen Glaubens aus den Herrschaftsbereichen von Olbrück, Kempenich, Burgbrohl und Bürresheim begraben wurden.
    Dazu gehörten die Dörfer Burgbrohl, Galenberg, Glees, Hain, Kempenich, Lederbach, Oberzissen, Niederdürenbach, Niederzissen, Rieden, Spessart, Weiler, Volkesfeld und Wehr, das zum Kloster Steinfeld gehörte.
    Für jede Beerdigung mussten an die Herrschaft Olbrück Gebühren entrichtet werden.
    Königsfeld und die Dörfer Dedenbach und Schalkenbach gehörten zeitweise zur Synagogengemeinde Niederzissen. In Königsfeld gab es wohl ab 1838 einen eigenen jüdischen Friedhof, der heute noch besteht.

  • Allein von 1809 bis 1820

    wurden in Niederzissen 53 Verstorbene begraben. Auf der ersten Flurkarte von 1828 wurde im Gemeindewald von Niederzissen „ober dem Judenkirchhof“ (Flurbezeichnung) eine Fläche von 1 Morgen als „Judenkirchhof“ eingezeichnet, diese Bezeichnung wurde später gestrichen.

  • Erst 1852,

    nach langem Streit zwischen der Gemeinde Niederzissen und der Judenschaft, erwarb die Synagogengemeinde Niederzissen das Grundstück „Judenkirchhof“ mit einer Größe von 2461qm. Das Grundstück reichte bis zur Straße und war mit einer lebenden Hecke umfriedet.

  • Auf dem jüdischen Friedhof in Niederzissen...

    gab es über 500 Gräber. Während der NS-Zeit im Jahr 1938 wurde auch dieser Friedhof geschändet. Die Grabsteine wurden demoliert und die Inschriftenplatten zerschlagen. Das große, kunstvolle Eisentor am Eingang zur Straße war 1939 nicht mehr vorhanden. Klara Stein geb. Weis aus Bad Neuenahr, nach Niederzissen zwangsumgesiedelt, war Ende Juli 1942 die letzte Verstorbene, die hier bestattet wurde.

  • 1938

    In der Nacht nach der Reichspogromnacht im November 1938 sollen von jüdischen und christlichen Männern aus Niederzissen Ritualgegenstände auf den Friedhof gebracht und dort vergraben worden sein.

  • Am 28.10.1940

    wurde die Synagogengemeinde Niederzissen enteignet und die Rheinische Heim-Siedlungsgesellschaft GmbH in Bonn als Eigentümerin des Friedhofes im Grundbuch eingetragen.

  • Nach dem Krieg

    versuchte die Ortsgemeinde Niederzissen im Ort Firmen anzusiedeln um Arbeitsplätze zu gewinnen. Im Gebäude „Alter Sünder“ neben dem jüdischen Friedhof wurde eine Firma ansässig. Um dieser Firma die Möglichkeit einer Erweiterung zu garantieren, erwarb die Gemeinde Niederzissen am 5. Januar 1956 den Friedhof von der Bonner Siedlungsgesellschaft, in deren Eigentum er sich immer noch befand.

  • 1958...

    wurde die Fläche des Friedhofes geteilt. Die noch unversehrten Grabstelen wurden vom unteren in den oberen Teil des Friedhofes versetzt. Der verbliebene obere Teil des Friedhofs mit einer Größe von 1167 qm hat neben den versetzen Grabstelen auf seiner linken Seite noch ca. 20 Originalgräber und ein Originalgrab auf der rechten Seite.

  • 1959...

    erwarb die benachbarte Firma den unteren an der Straße gelegenen ehemaligen Teil des Friedhofs.

  • 1983

    Bei der Flurbereinigung 1983 hätte der Friedhof wieder in seine ursprüngliche Größe versetzt werden können. Stattdessen wurden auf dem unteren Gelände zwei Baugrundstücke ausgewiesen.

  • 1986...

    wurden dort Garagen gebaut. Bei den Bauarbeiten wurde eine alte Grabstele gefunden, die auf den jüdischen Friedhof in Koblenz verbracht wurde. Im Jahre 2008 fand dieser Grabstein durch das Engagement des Kultur- und Heimatvereins Niederzissen wieder seinen Platz hier auf dem Friedhof. Dafür gilt unser besonderer Dank Herrn Dr. Heinz Kahn, damals Vorsteher der jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, der der Rückführung zustimmte.

  • 2018...

    konnte ein weiterer Grabstein vom jüdischen Friedhof Koblenz wieder nach Niederzissen gebracht und auf dem jüdischen Friedhof aufgestellt werden. Es handelt sich um den Grabstein von Gudula Friesem/Ritter aus Burgbrohl. Im gleichen Jahr ließ Miguel Schwarz aus Mexiko mit Hilfe des Kultur- und Heimatvereins die Grabplatte seiner Urgroßmutter Jeanette Berger erneuern.

Die 87 Grabsteine für 94 Verstorbene sind ostwärts gerichtet, in Richtung Jerusalem. Fünf Grabsteine wurden mit ihrer Vorderseite nach Westen gerichtet aufgestellt. Zwei Gedenksteine für ermordete Familienangehörige sind ebenfalls westwärts gerichtet.

Die Grabstele von Samson Kahn ist zusätzlich mit einer Gedenkplatte versehen. Auch die Grabstele des Ehepaars Kahn hatte eine Gedenkplatte, die bereits in den 1970er Jahren aus dem Stein heraus gefallen ist.

Die Inschriften auf den alten Basalt-, Tuff- und Kunststeinen sind fast alle in hebräischer Schrift verfasst und zum Teil verwittert. So war es sehr schwer, ihren Inhalt zu erfassen. Erst mit Hilfe von digitalen Aufnahmen und deren Bearbeitung am Computer war es möglich, brauchbares Bildmaterial zu fertigen.

Gerd Friedt hat sich einen Namen als Übersetzer hebräischer Schriften gemacht. Mit der Einsicht der Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden der ehemaligen Mitglieder der Synagogengemeinde durch Brunhilde Stürmer aus Niederzissen auf dem Standesamt der Verbandsgemeinde Brohltal und im Landeshauptarchiv in Koblenz, war es Gerd Friedt 2006 möglich, die Inschriften den entsprechenden Personen zuzuordnen.

Führungen sind nach vorheriger Anmeldung beim:

Kultur- und Heimatverein Niederzissen e.V.
Tel.: 02636 6482
Mail: info@khv-niederzissen.de

möglich.

Der Friedhof ist immer geöffnet.

Titelblatt_Jüdischer_Friedhof

Produktinformation:

Neu bearbeitete Auflage 2019
ISBN: 978-3-00-063674-5

Verkaufspreis 15,00 €. Bei Versand zuzüglich Porto und Verpackung. Zu beziehen ist das Buch über den Kultur- und Heimatverein Niederzissen e.V., Bächelsberg 49, 56651 Niederzissen,
Tel.: 02636-6482
E-Mail: info@khv-niederzissen.de