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Der jetzt freistehende, früher direkt an der Pfarrhauswand befindliche Bildstock stammt aus dem Jahr 1793. In der Mitte ist er 1,94 m hoch, mit einem giebelförmigen Abschluss. In der Giebelpartie befindet sich eine Skulptur des Gekreuzigten. Müller-Veltin (1980) weist auf die doppelte Funktion solcher Darstellungen hin: zum einen als Heilszeichen und zum anderen als Schutzzeichen zur Abwehr von Bedrohungen (S.180).
In der flachen Muschelnische darunter befindet sich eine Pietà, die Darstellung Mariens mit dem abgenommenen Leichnam Jesu *. Müller-Veltin weist auf den „bedeutenden Rang“ hin, den „das Bild der Gottesmutter (…) in der Ikonographie des Basaltlavakreuzes“ habe. „Es erscheint relativ spät und zunächst nur vereinzelt, ab 1700 jedoch in beachtlicher Zahl“ (S.181). Die obere Rahmung der Pietà in Form einer Muschel verweist auf ikonografische Wurzeln in der italienischen Renaissancemalerei. Das Symbol verweist sowohl auf die Vollkommenheit Christi als auch auf die Jungfrauengeburt: „denn die Perle wächst in der Muschel und verlässt diese, ohne die Muschel selbst zu verändern“ (Wikipedia **).
Die Inschrift auf dem Schacht lässt wissen, dass die Eheleute Valentin (Valentennes) Lentz und Christina Kuhlweter diesen Bildstock im Jahr 1793 zur Ehre Gottes aufgestellt haben. Wie Bürger (1992, S.453) erwähnt, ist ein „Vallendim Lentzen“ im Dienstgeldverzeichnis von 1790 erwähnt.
* “Die Pietà (it. für „Frömmigkeit, Mitleid“, nach lat. domina nostra de pietate „unsere Herrin vom Mitleid“), auch Vesperbild oder etwas unspezifisch Marienklage genannt, ist in der bildenden Kunst die Darstellung Marias als Mater Dolorosa (Schmerzensmutter) mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus. Im Gegensatz zur Beweinung Christi liegt der Leichnam Jesu immer in Marias Schoß“ (Wikipedia)
** „Dass eine Muschel (Rocaille) den oberen Abschluss einer Wandnische (Ädikula) bildet, die eine stehende Figur rahmt, ist in der italienischen Renaissancemalerei häufig anzutreffen, meist als antikes Zitat. (…) Symbolisch verweist die Muschel einerseits auf das Motiv der schaumgeborenen Venus, andererseits auf einen ursprünglich heidnischen, später christlich umgedeuteten Muschel-Perle-Mythos. (…) Die Muschel weist damit sowohl auf die in der Perle verkörperte Vollkommenheit Christi als auch auf die Jungfrauengeburt hin, denn die Perle wächst in der Muschel und verlässt diese, ohne die Muschel selbst zu verändern“ (Wikipedia).
Quellen:
Bürger, Udo (1992/ 2. überarb. und erg. Aufl. 2020) Chronik Niederzissen. Geschichtliches der Brohltal-Gemeinde in Wort und Bild. Niederzissen: Gemeinde Niederzissen (Herausgeberin); S.450
Müller-Veltin, Kurt (1980) Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava. (= Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Jahrbuch 1976/77). Neuss: Verlag Gesellschaft für Buchdruckerei
https://de.wikipedia.org/wiki/Piet%C3%A0
https://de.wikipedia.org/wiki/Darmst%C3%A4dter_Madonna#Die_Muschel