Foto: Johannes Decker
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Die Steinkreuze befanden sich ursprünglich auf dem alten Kirchhof, d.h. dem neben der Kirche gelegenen alten Friedhof. Im Rahmen umfangreicher Renovierungsarbeiten in den Jahren 1906/07 wurden „etwa 20 Grabkreuze aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts außen südlich und östlich in die Sockelmauer der Kirche“ eingefügt, „wovon 13 Kreuze bei dem Erweiterungsbau von 1966/68 an die heutige Stelle (Ostseite) verlegt wurden“ (Bürger 1992, S.416). Das vermutlich älteste Kreuz ist auf dem Foto rechts zu sehen. In der Mitte enthält es eine „Hausmarke“ in Form einer Spitzhacke. Die Marke galt als „Identitätszeichen des Hauses oder Hofes, der Familie und der Sippe, aber auch der einzelnen Person“ (Müller-Veltin 1980, S.167). „Vom abstrakten, in der Grundform runenartigen Zeichen (…) reicht die Skala der Hausmarkenformen über Symbolzeichen, oft aus dem religiösen oder gar magischen Bereich, bis hin zu mehr oder weniger naturgetreuen Darstellungen von Dingen“ (ebd. S.167).
In der vom Kultur- und Heimatverein vorgenommenen Inventarisierung der in den Erweiterungsbau eingefügten Kreuze heißt es zur Vorgeschichte:
„Bis ins 18. Jahrhundert war es üblich, auf dem ehemaligen Kirchhof, direkt an der Kirche St. Germanus gelegen, die Toten ohne eine feste Ordnung zu begraben. Die Kreuze der Verstorbenen kennzeichneten aber nicht deren Begräbnisstelle, da sie nicht am Grab, sondern an der Kirchhofs Mauer aufgestellt wurden.
Im Mai 1785 erging „zur Abwendung höchstverderblicher Seuchen“ eine landesherrliche Verordnung „wegen ordentlicher Einrichtung des Kirchhofes und der Gräber“, die besagte, dass der Kirchhof planiert und die Toten „ohne Rücksicht, wer es immer sey“, zukünftig in Reihe („an einer geraden Linie“) im Abstand von 4 Fuß bestattet werden sollten, wobei „es jedem noch männiglich ohnbenommen bleibet, seinem Verlebten ein Kreuz oben an des Kirchhofs Mauer niederzusetzen“.
Da der Kirchhof die Kapazität längst erreicht hatte, wurde 1862 ein neuer Friedhof an der Annakapelle eingerichtet. Der alte Kirchhof bestand ohne Neubelegung noch bis zum Erweiterungsbau der Kirche von 1966/68.
Bei dem Umbau der Kirche 1906/07 wurden etwa 20 Grabkreuze aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts außen südlich und östlich an der Sockelmauer der Kirche aufgestellt, wovon 13 Kreuze bei dem Erweiterungsbau 1966/68 in die Wandfläche über dem Eingang auf der Ostseite eingelassen wurden“.
In dieser Broschüre (siehe unten) findet sich eine vollständige Auflistung der Kreuze mit teilweise detaillierten Erläuterungen.
Steinkreuze an der Südseite der Kirche
Quellen:
Bürger, Udo (1992/ 2. überarb. und erg. Aufl. 2020) Chronik Niederzissen. Geschichtliches der Brohltal-Gemeinde in Wort und Bild. Niederzissen: Gemeinde Niederzissen (Herausgeberin)
Kultur- und Heimatverein Niederzissen (2009, 2.Aufl.) Historische Grab-Steinkreuze in Niederzissen.
Müller-Veltin, Kurt (1980) Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava. (= Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Jahrbuch 1976/77). Neuss: Verlag Gesellschaft für Buchdruckerei;
Kap. X Hausmarken, S.167-177