Die Trasswände
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„Wie sind die Trasswände in Niederzissen und im Brohltal eigentlich entstanden?
Vor etwa 200 000 Jahren öffnete sich nördlich von Wehr am Hüttenberg ein Vulkanschlot. Er warf vulkanisches Lockermaterial aus. Während und nach der Eruption gab es Unwetter, die durch das Zusammenstoßen der heißen Gassäule mit der kalten Atmosphäre ausgelöst wurden. Das Wasser verband die vulkanischen Aschen und den Verwitterungslehm der devonischen Gesteine mit zertrümmertem Material und schwemmte die Masse als breiten Schlammstrom durch das Tal des Wirrbachs in Richtung Brohltal. Die Gesteinsmasse schwappte am Bausenberghang (den Vulkanberg gab es damals noch nicht) hoch und floss weiter in Richtung Burgbrohl. Ereignisse dieser Art sind in den niederschlagsreichen Vulkangebieten in Äquatornähe besonders häufig. Die Bezeichnung dafür kommt aus dem Indonesischen: Lahar. Das Gesteinsmaterial ist auf der einen Seite sehr standfest, andererseits aber auch weich genug, um es mit der Kreuzhacke abbauen und als Baumaterial nutzen zu können. Das geschah vermutlich schon in der Römerzeit. Eine ehemalige Abbaustelle ist das „Sandstüffje“ in der „Trasskaul“. Hier wurde ein mehrere Meter breiter, nach vorne offener Hohlraum in die Trasswand geschlagen. Der Dorfjugend diente das „Sandstüffje“ viele Generationen lang als Abenteuerspielplatz. Heute ist der Zugang abgesperrt.“ (Ortsgemeinde Niederzissen, Internet)
Der Bunker im Trassberg
Am Anfang war ein „Knollenkeller“. In den 1920er Jahren hatte ein Landwirt damit begonnen, einen Gang in den verfestigten vulkanischen Schlamm-strom, den „Lahar“, zu graben und ihn zur Lagerung der Ernte zu nutzen.
Im Verlauf des 2. Weltkriegs wurde dann ab 1943 in der Sorge um befürchtete Bombenangriffe damit begonnen, den bereits vorhandenen Stollen auszubauen. Es entstand ein ausgeklügeltes System mit zwei Eingängen und Druckkammern.
„Der Bunker bot Platz für etwa 300 bis 400 Menschen. Jede Familie, Nachbarschaft oder Gruppe hatte ihre eigene Nische. (…) Der Bunker war nur kärglich eingerichtet. Alles musste im Bunker selbst gezimmert werden, da die Stollen zu eng waren, um größere Gegenstände hinein zu transportieren. Das „Mobiliar“ in den Nischen bestand allenfalls aus einer Bank, die zunächst aus dem Fels gehauen und dann mit einem Brett belegt wurde, einem roh gezimmerten Tisch und einer Ablage. (…)
Bis Ende 1944 wurde der Bunker nur bei Fliegeralarm aufgesucht. Erst in den letzten Kriegsmonaten blieben viele auch über Nacht oder sogar tagelang im Bunker. Zum Kochen und Essen liefen viele im Schutze der Dunkelheit nach Hause. Allenfalls Getränke, Tee oder Malzkaffee in Kannen und Brote wurden in den Bunker gebracht.“ (Mangartz).
Da ernsthafte Bombenangriffe auf Niederzissen ausblieben, diente der Bunker wohl eher der Vorsorge. Nach dem Krieg nutzten Kinder den Bunker als Abenteuerspielplatz. Das hatte ein Ende, nachdem der Bunker verschlossen wurde. Seit der Einrichtung des Vulkanparks Brohltal/Laacher See besteht wieder die Möglichkeit, den Bunker zu besichtigen und an Führungen durch den Bunker teilzunehmen (Infos: tourist@brohltal.de , www.brohltal-tourismus.de ).
Quellen:
Aw-wiki: https://www.aw-wiki.de/index.php/Bunkeranlage_Niederzissen
Bürger, Udo (1992/ 2. überarb. und erg. Aufl. 2020) Chronik Niederzissen. Geschichtliches der Brohltal-Gemeinde in Wort und Bild. Niederzissen: Gemeinde Niederzissen (Herausgeberin), S.322f.
Mangartz, F. (2001) Der Niederzissener Bunker in der Klosterstraße. Zeugnisse des Zweiten Weltkrieges in unserer Heimat. Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2001, S.172-174
Niederzissen, Ortsgemeinde (2021) Die Trasswände in Niederzissen. Online, Internet: https://www.niederzissen.de/aktuelles/presse/die-trassw%C3%A4nde-in-niederzissen.html
Schneider, J. (2008) Geschichte(n) meiner Kindheit in Niederzissen. Das Ende des Zweiten Weltkrieges im Brohltal. Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2008, S. 205-210